Gagosian Basel präsentiert Werke von Richard Artschwager
Gagosian präsentiert erstmals in Basel eine Auswahl von Bildern, Skulpturen und Zeichnungen des verstorbenen Künstlers Richard Artschwager (1923–2013). Seit seiner Teilnahme an der denkwürdigen, von Harald Szeemann 1969 in der Kunsthalle Bern kuratierten Ausstellung Live in Your Head. When Attitudes Become Form erlangten Artschwagers Werke in der internationalen Kunstwelt Bekanntheit und wurden auch in der ganzen Schweiz in bedeutenden Kunststätten gezeigt, zum Beispiel in der Kunsthalle Basel (1981), im Kunst Museum Winterthur (2002 und 2006) und im Kunstmuseum St. Gallen (2005).
Artschwager war in erster Linie ein Grenzgänger zwischen Genres und Medien, der die Täuschung hinter der bildlichen Illusion aufdeckte und die tiefgründige Befremdlichkeit von Gegenständen und Örtlichkeiten des Alltags zum Ausdruck brachte. Sein Werk ergründet die Strukturen der menschlichen Wahrnehmung. Oftmals lässt er die Welten der flachen Bilder und dreidimensionalen Objekte auf witzige und verstörende Art und Weise aneinander geraten. Artschwager arbeitete häufig mit synthetischen Materialien, vor allem mit Resopal und Celotex, einer Hartfaserplatte mit grober, texturierter Oberfläche.
In der Basler Ausstellung sind mehrere Bilder auf Celotex-Malgrund zu sehen: zwei tragen den Titel Weaving (1969) und fokussieren sich auf die Details einer Gewebeoberfläche; Untitled (1992) setzt sich mit der Aussenansicht eines Vorstadthauses auseinander und The Kitchen (1971) zeigt eine Küche. Zur Ausstellung gehört auch T.W.M.D.R.B. (1987), eine Studie mit den sechs im englischen Titel angedeuteten Gegenständen (Tisch, Fenster, Spiegel, Tür, Teppich und Korb). Diese Arbeiten zeugen von Artschwagers anhaltender Auseinandersetzung mit dem Häuslichen; eine surreale Wirkung durchzieht den nüchtern-dokumentarischen Ansatz, als würden die Bildsubjekte aus räumlicher und kultureller Distanz beobachtet. Als Vorlagen dienten dem Künstler oftmals Zeitungsfotos, und er benutzte ein Rastersystem, um sie zu vergrössern und um verschwommene Details hervorzuheben.
Artschwagers raumgreifende Skulptur Exclamation Point (Yellow) (2001) belegt eine Ecke der Galerie, während zwei 1990 aus Roteiche, Resopal, Rindsleder und bemaltem Stahl gefertigte Stühle die Ausstellung einrahmen und dem Besucher eine bequeme Sicht auf die übrigen Werke eröffnen. blp, eine bemalte, längliche Holzform, steht in Wechselwirkung zu blp (beide 1967–2013), einer ähnlichen Form, die mit Sprühfarbe und einer Schablone direkt auf die Galerie-Wand aufgetragen wurde. Artschwager betrachtet diese glyphen- oder logoähnlichen Arbeiten als abstrakte Spuren menschlicher Präsenz; sie entstammen nach seiner eigenen Aussage auch “einer organisierten Suche nach der billigstmöglichen, zugänglichsten Form von Kunst”.
Der Künstler verbrachte seine Teenagerjahre in New Mexiko und widmete dieser Landschaft in seinem Spätwerk eine Reihe von teilweise abstrakt gehaltenen Pastellzeichnungen. Die raue Textur des Papiers, auf dem diese farbenfrohen Arbeiten entstanden sind, erinnert an Celotex, doch die Palette ist deutlich breiter als bei seinen früheren Werken. Szenen wie Road with Causeway (2011) und Landscape with Blue Mountains (2009) besitzen eine offene, filmähnliche Komponente, während Stillleben wie Watermelon on Green Paper (2011) eine entwaffnende Einfachheit und Unmittelbarkeit vermitteln.
Die Ausstellung reiht sich in die Kunsttage Basel ein: Vom 1. bis zum 4. September 2022 nehmen über fünfundfünfzig Museen, Galerien sowie weitere Einrichtungen an dieser gemeinsamen Veranstaltung mit Standorten in der ganzen Stadt teil. Zum Programm gehören auch Arbeiten von Douglas Gordon, einschliesslich Pretty Much Every Film and Video Work from About 1992 Until Now (1999–), die in eine wochenendlangen Installation in der Fondation Beyeler erlebbar sind.